Können Gerüche das Sprachenlernen erleichtern?

Eine neue Sprache zu lernen ist nie leicht, und kann manchmal echte Schwierigkeiten mit sich bringen. Und je älter wir werden, desto schwerer fällt uns nicht nur das Erlernen neuer Dinge, sondern vor allem das neu Gelernte im Gedächtnis zu behalten. Bei Kaplan beschäftigen wir uns tagtäglich damit, wie wir unseren Schülern das Lernen erleichtern können, und fragen uns immer, ob es noch weitere Hilfsmittel gibt, mit denen Vokablen, Redewendungen und Grammatik leichter in Erinnerung bleiben. Ob Märchen oder Aberglauben - Dinge, die wir aus der Kindheit kennen, eignen sich zum Beispiel hervorragend um eine neue Sprache zu lernen. Aber trifft das auch auf Gerüche zu? Von dem Moment unserer Geburt an assoziieren wir Gerüche mit ganz bestimmten Dingen, ob Personen, Momente oder Gegenstände. Sollte es also möglich sein, mit Hilfe von Gerüchen eine neue Sprache zu lernen?

 

Warum eigentlich nicht? Gerüche haben die einzigartige Fähigkeit uns sofort in dem Moment, in dem wir etwas riechen, an gewisse Augenblicke, Erfahrungen oder Dinge zu erinnern.

Frau riecht an Blume

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Der Proust Effekt

 

Düfte, die an Erinnerungen erinnern, werden als Proust-Effekt bezeichnet. Die Idee wurde erstmals vom französischen Schriftsteller Marcel Proust erwähnt, als ihn der Genuss eines Madeline-Biscuits lebhaft an seine Kindheit erinnerte. Und diese Art von Erlebnis kennen wir alle.

 

Diese Verbindung zwischen Geruch und Gedächtnis ergibt sich aus der Tatsache, dass der Geruchssinn sehr nah am emotionalen Teil unseres Gehirns liegt. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Düfte detaillierte Bilder und Erinnerungen hervorrufen können, aber reichen sie auch aus, um Erinnerungen an Wörter, Daten und Fakten zu wecken?

 

Dogs have incredible noses

 

Wie hängt das alles zusammen?

 

In dem Augenblick, in dem du etwas riechst, sendet der obere Teil deiner Nase einen Impuls an die Riechkolben, die diesen verarbeiten und an das Limbische System weiterleiten. Dieses System ist dafür verantwortlich, deine Stimmung, Gedächtnis, Verhalten und Emotionen zu kontrollieren. Es ist also eine Tatsache, dass Gerüche definitv dazu beitragen können, dass du dir auch den Kontext deiner Erinnerungen besser merken kannst.

 

Aber funktioniert das auch auf Kommando?

 

Unser Geruchssinn spielt eine entscheidende Rolle für die Verarbeitung von Erinnerungen aller Art. Allerdings ist es nicht etwas, dass wir spontan, oder auf Kommando, hervorrufen können, es ist viel eher ein natürlicher Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum hinziehen kann. Wenn du als Kind jeden Sonntag bei deinen Großeltern zu Streuselkuchen und heißer Schokolade zu Besuch warst, dann wird dich der Geruch an Streuselkuchen und heißer Schokolade an deine Großeltern erinnern. In diesem Zusammenhang ist es auch wahrscheinlich, dass du dich an intime Details und Kleinigkeiten erinnern kannst, die jedoch ohne den assoziierten Geruch vielleicht nicht Teil deiner anderen Erinnerungen an deine Großeltern sind.

 

Teste mit diesem Video, ob du Gerüche auch auf Französisch erraten könntest: 

 

 

Zustandsabhängiges Gedächtnis

 

Das Konzept des zustandsabhängigem Gedächtnisses macht uns jedoch Hoffnung darauf, dass man Gerüche bewusst für den Lernprozess nutzen kann. Dem Konzept zugrunde liegt die Idee, dass du dich tatsächlich an Informationen erinenrn kannst, wenn du in die gleiche Erfahrung eintauchst, in der du warst, als du sie zum ersten Mal gemacht hast. Das gilt sowohl für die physische Umgebung, wie auch für deinen emotionalen Zustand. Dabei ist es egal, ob du Streuselkuchen riechst, Musicals hörst, oder glücklich oder traurig bist, wenn du die Erfahrung zum ersten Mal machst.

 

Das lässt sich damit begründen, dass du eine Erinnerung nie isoliert speicherst, sondern viel mehr dein ganzes Gedächtnis sie in alles bereits gelernte einbettet, inklusive deiner Umgebung zum Zeitpunkt des Lernens, deiner emotionalen Verfassung, oder den Geräuschen und Gerüchen, die du während dem Lernprozess (vielleicht unbewusst) wahrnimmst. Interessanter Weise können Gerüche unsere Erinnerungen aber leichter auslösen, als die Wahrnehmung anderer Sinne. Visuelle und auditive Sinne nehmen sogar eher ab. Laut Forschern kann nicht mit Garantie gesagt werden, an welchen Aspekt deiner Erinnerung du dich erinnern wirst, denn es kann jeder einzelne Teil der gesamten Erinnerung sein, die du erlernt hast.

 

Mann riecht an Blume

 

Sind Gerüche hilfreich eine neue Sprache zu lernen, oder nicht?

 

Der Versuch einen bestimmten Geruch mit dem Erlernen einer Sprache zu verbinden kann definitv nicht schaden, denn, wie oben aufgeführt, Gerüche sind sehr emotional belegt, was es es uns leichter macht, Dinge permanent in unserem Gedächtnis zu bewahren. Gerüche mit dem Lernen einer Sprache zu verknüpfen könnte es dir also erleichtern, Gelerntes leichter abzurufen. Natürlich ist es keien Garantie, dass du dich an Details leichter erinnern wirst, und keine spielerische Lernaktion kann uns leider das Büffeln von Vokabeln und Grammatik ersetzen, aber alles was uns das Lernen erleichtert, ist definitv einen Versuch wert. Also, viel Erfolg bei deinem neuen Sprachabenteuer!

 

 

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