3 goldene Regeln im Ausland erfolgreich zu sein

Julia Bischoff, Marketing Managerin bei Kaplan International:

"Ich glaube, ich wurde mit Reisefieber geboren. Ich erinnere mich noch sehr genau, als mein Vater mir eines Tages, ich war 4 Jahre alt, von seinem haitischen Botschafterfreund erzählte, der ihn für sein Land rekrutieren wollte. Die nächsten Wochen war dieses Thema nicht aus meinem Kopf zu verscheuchen und permanent fragte ich „Papa, wann ziehen wir denn nun nach Haiti“.

Sprachreise im Ausland

Ich musste 10 Jahre warten, bis ich endlich alleine los konnte - im Sommer fuhr ich für einige Wochen nach England auf Sprachreise.  Ich lebte in einer Gastfamilie, war schockiert über das schlechte Essen, aber beeindruckt von der Herzlichkeit. In den wenigen Wochen, habe ich mich gewiss nicht auf eine Englisch 1 verbessert, aber ich erinnere mich noch gut, dass ich viel geplappert habe und an Sicherheit gewonnen und Scheu verloren habe. Außerdem habe ich sehr viele nette Leute kennengelernt, aus denen sich internationale Kontakte gebildet haben, die ich heute noch pflege.

High School in den USA

Mit 16 Jahren wollte ich zur High School in die USA, wusste aber, dass meine Eltern von den Kosten nicht beeindruckt waren. Ich bewarb mich trotzdem und fing aber gleichzeitig an mich auch auf eigene Faust auf die Suche zu machen. Und tatsächlich, ich fand eine Gastfamilie in Chicago und einige Monate später stand ich am Flughafen. In der Abflughalle rief ich meine Gastfamilie an um Ihnen meine verspätete Ankunftszeit mitzuteilen. Der Flieger war überbucht und als man Freiwillige suchte die bereit waren einen späteren Flug zu nehmen und dafür Fluggutscheine bekamen, war ich die Erste, die sich meldete.

In Chicago lernte ich schnell zurückzustecken, mich anzupassen. Ich hatte kein eigenes Zimmer, meine wilden Ausgehgewohnheiten von Zuhause wurden gleich von den strengen Gasteltern  und amerikanischen Gesetzen unterbunden und meine Gastschwester war das komplette Gegenteil von mir. Trotz der Schwierigkeiten hielt ich durch, fand neue, tolle Freunde und vor allem lernte ich fließend Englisch und war auch richtig gut in der Schule. Ich erinnere mich, wie sehr ich mich immer darüber freute, wenn Leute nicht erkannten, dass ich Ausländerin war.

Neue Reisepläne aushecken 

Dann kam ich wieder zurück nach Deutschland und hasste es. Ich hatte  viel zu tun in der Schule (ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich die 10. Klasse nicht wiederholen würde, denn das hätte ja noch ein weiteres Jahr in der Schule bedeutet). Also lernte ich nach, war dabei fürchterlich unglücklich, was mich wiederum dazu anstieß meine nächste Reise zu planen – denn es gab da ja noch die Fluggutscheine vom letzten Flug, von denen meine Eltern nichts wussten.

Aber wo sollte es hingehen und wie sollte ich es anstellen? Die Kosten für den Flug hatte ich ja, aber Geld hatte ich keins.

So lernte ich die 1. goldene Regel, die sich noch viele Male in meiner beruflichen Laufbahn bestätigen sollte:  Networking ist alles!

networking im ausland

Ich fing an Leuten von meiner etwas unkonkreten Idee, in den Sommerferien ins Ausland zu wollen, zu erzählen. Nach ein paar Wochen dann, war ein handgeschriebener Brief von mir im Aktenkoffer nach Nepal unterwegs. Ein Bekannter nahm ihn mit auf Geschäftsreise und bot an meinen Brief an einheimische Kollegen weiterzureichen. Wieder einige Zeit später, ich war mittlerweile 17 Jahre alt, erhielt ich eine Antwort mit der Einladung an einer kleinen Schule in Nepal zu unterrichten und auch dort zu wohnen. Ich erzählte es meiner Mutter, sie glaubte mir nicht. Erst als ich aus dem Reisebüro mit meinen Flugtickets zurück kam und sie ihr vor die Nase hielt, fiel sie aus allen Wolken. Hingefahren nach Nepal bin ich trotzdem. Noch heute denke ich viel an diese lebensveränderten Monate zurück (am Ende blieb ich drei Monate dort).

Zurück in Deutschland, hatte ich es wieder etwas schwer mit der Eingewöhnung. Ich hatte gesundheitliche Probleme, konnte wenig zur Schule, saß Zuhause oder im Krankenhaus und paukte und schaffte mein Abitur dann auch tatsächlich – (ich wünschte mir wirklich nicht noch ein Jahr Schule). Nebenher, schmiedete ich Pläne für nach dem Abitur.

Nach dem Abi

Ich wog ab, ob ich in Deutschland, in den USA oder England studieren sollte. Die USA fiel schnell raus, denn es kostete zu viel Geld. Deutschland fiel aus, denn ich wollte ja wieder weg und einen Studienplatz hätte ich wohl auch nicht gekriegt. Ich hatte Glück, damals kostete das Studium in England noch wenig. Zur Vorbereitung auf mein Studium in England, musste ich durch das IELTS Examen meine Englischkenntnisse bestätigen. Das war zum Glück kein Problem, denn eins konnte ich mittlerweile recht gut, Englisch sprechen. Dachte ich zumindest!

Denn als ich in England ankam, merkte ich recht schnell, dass mein amerikanisches Englisch, welches ich vor Jahren in meinem High School Jahr dachte perfektioniert zu haben, doch noch sehr viel Verbesserungspotenzial hatte. Nicht nur was die britische Aussprache betraf, sondern auch das Vokabular. Mein amerikanischer Slang wurde belächelt und ich bemühte mich sehr, es den Briten gleich zu tun. Heute, nach vielen Jahren in England, spreche ich mit einem Akzent, auch wenn er nicht unbedingt definierbar ist.

Studium im Ausland

Während des Studiums in England sammelte ich wieder Fluggutscheine durch überbuchte Flieger und wieder hatte ich einen Freiflug. Ich suchte mir einen Job in einem Hotel auf Puerto Rico – angespornt durch das Lied Puerto Rico, von Vaya Con Dios. Spanisch habe ich nicht wirklich gelernt, dafür aber Salsa und im Rückblick hatte ich dort den Sommer meines Lebens!

Spanisch habe ich dann während meines Erasmus-Aufenthaltes in Spanien gelernt. Mein Spanisch war viel zu schlecht. Noch gut erinnere ich mich an die Blamage vor einer Riesenaula spanischer Studenten stotternd eine fachliche Präsentation halten zu müssen.

Dabei habe ich eine 2. Regel gelernt: Mut zum Scheitern zu haben.

mut zum scheitern haben im ausland

Probieren geht über Studieren und manchmal muss man Ideen einfach ohne großes Nachdenken verwirklichen, denn mit den Auswirkungen kann man sich dann auch später noch herumschlagen und hätte man es sich zu gut überlegt und durchgedacht, wäre der Mut vielleicht wieder ganz klein geworden. Ich bin nicht mit einem großen Bündel an Selbstbewusstsein geboren worden, und viele Hürden haben mich sehr viel Überwindung gebraucht. Aber mittlerweile weiß ich, dass Selbstsicherheit erlernt werden kann und wichtig ist fürs Weiterkommen, besonders beruflicher Art.

Arbeit im Ausland

Heute lebe ich weiterhin in England. Nach meinem Studium habe ich einige Zeit in Brasilien gelebt und mein Spanisch gegen Portugiesisch eingetauscht und bin dann nach London gezogen, habe das Zigeunerleben etwas eingestellt, einen Master absolviert und eine berufliche Karriere, mit den dazugehörigen „Ups and Downs“, aufgebaut.

Es liegt nicht in meiner Natur, Dinge erwarten zu können und geduldig zu sein und sicherlich hat mich dieser Drang oft dabei unterstützt Lösungen und Wege  zu finden, auch wenn mir die Mittel dafür nicht in die Wiege gelegt wurden.

Deswegen lautet meine 3. goldene Regel auch: Wo ein Wille, da ein Weg. "

wille weg im ausland

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