High School USA - Schulalltag an der West High

Der Schulalltag eines West High Panthers an einer amerikanischen High School

„Nicht einmal nachts im Smith’s trifft man so schräge Leute wie in einer Public High School!“

 „Schwarzer Tag“. Damit verbinden wohl die meisten Menschen ein ungemütliches Gefühl, bei dem sie am liebsten nervös zu Boden blicken würden, um auch ja keine „negativen Energien“ auf sich abfärben zu lassen. Ich hingegen feiere meine „schwarzen Tage“ noch immer wie das Weihnachtsfest. Was es damit auf sich hat? Ganz einfach: Wie auch in vielen anderen High Schools in den USA waren A und B-Tage an meiner School üblich. Da wir jedoch eine High School mit besonders viel School Spirit waren (und noch immer sind!), heißen unsere A und B-Tage einfach „Red and Black Days“. Rot und Schwarz – Die Schulfarben der West High Panthers. Im Folgenden möchte ich euch erzählen wie ein stinknormaler und doch so besonderer „Schwarzer Tag“ an meiner High School ablief.

„7 a.m., waking up in the morning, gotta be fresh, gotta go downstairs.” Mit den ersten Zeilen ihres Songs trifft die wohl derzeit meist umstrittene US-amerikanische Newcomerin Rebecca Black den Nagel auf den Kopf. Jeder meiner Schultage begann für mich um sieben Uhr morgens. Wie eine Leiche fiel ich um circa vier nach sieben die Treppen runter ins Badezimmer und weitere zwanzig Minuten später wieder hoch in mein eigenes. Kleiner Einwurf: Ich weiß bis heute nicht, warum ich mir so viel Stress über mein Aussehen gemacht habe, denn wenn wir ehrlich sind, trifft man nicht einmal nachts um halb Zwölf im Smith’s (eine Supermarkt-Kette) ähnlich schräg gekleidete Leute wie in einer Public High School. Es gibt tatsächlich Leute, die im Schlafanzug zur Schule gehen. What?! Aus meinen anderen Fehlern lernte ich natürlich auch nie und suchte somit zum Beispiel die letzten (tonnenschweren) Bücher erst viel zu spät. (Weshalb ich oftmals einfach ohne kam. Dem Mädchen aus Deutschland nahm man eh nichts übel) - Ganz schlechte, nicht empfehlenswerte Einstellung, die ich natürlich sehr bereue. ;-)

Wir - meine Schwester und ich - verließen das Haus um fünf nach halb acht, um die letzten 500 Meter zur Schule mit dem Auto zurückzulegen. Noch so ein amerikanisches Unding, was ich bis heute nicht verstehe. Und da wären wir auch schon beim eigentlichen Thema – Schule. Juhey. Schon vom Parkplatz aus konnte man die Durchsagen im Inneren des Schulgebäudes hören. Die männliche Stimme des Grauens, die einem ansagte, dass man nur noch 3 Minuten bis zum Beginn des Unterrichts hatte. Auf dem Weg in den dritten Stock traf man einfach viel zu viele Leute, denen man viel zu wenig Aufmerksamkeit schenken konnte. Meistens reichte es nur für ein knappes „Hey, what’s up?“. Eine Antwort wurde grundsätzlich nicht erwartet und war eigentlich sogar unerwünscht.

Spanish I stand als erstes auf dem Plan. Eine Schulstunde ging zwischen 89 und 93 Minuten. Um genau zu sein: 89 Minuten für die erste, dritte und vierte Stunde und 93 Minuten für die zweite. Warum das so ist, erkläre ich gleich. Im Spanisch-Unterricht saß ich unter vielen Freshmen (9.Klässler) und Sophomores (10.Klässler), wenigen Juniors (11.Klässler) und kaum Seniors (12.Klässler). Die Mehrheit des Kurses bildeten die ELPers, die man als ‚begabtere‘ 7.- und 8.Klässler bezeichnen könnte, die schon zwei Jahre früher in die High School durften. Nach Spanisch folgte eine kurze drei-minütige Pause, die gerade reichte, um in den vierten Stock zu laufen. Mein nächster Kurs war Language Arts II, was ein Englisch-Kurs für alle Juniors war. Dass diese Stunde vier Minuten länger dauerte, lag daran, dass am Anfang der Stunde entweder ‚Morning Announcements‘ oder ‚TV West‘ kamen. Die ‚Morning Announcements‘ sind ganz normale Durchsagen von Schülern, die Sport, Veranstaltungen und andere schulinterne Themen durchgaben. ‚TV West‘ war hingegen ein Highlight, was es zwei Mal die Woche gab. Dort wurden die Nachrichten von einem Nachrichtensprecherteam erzählt, es gab Auszüge aus dem letzten Football-Game oder Golf- Turnier, Reportagen, kleine Sketches und die eine oder andere Besonderheit, von der man vorher nichts wusste. ‚TVWest‘ war das Ergebnis einer ‚Broadcasting-Class‘, die wir an unserer High School hatten.

Nach Ende der Unterrichtsstunde würde an einem roten Tag eine Pause folgen, aber den hatte ich ja nicht. Da meine Schule mit knapp 3000 Schülern sehr groß war, gab es zwei verschiedene Lunch-Zeiten. First Floor und Second Floor hatten First Lunch und Third und Fourth Floor hatten den Second Lunch. Kurz: Wer in der zweiten Stunde auf dem ersten oder zweiten Stockwerk war, durfte zuerst in die Mittagspause. Um halb zwölf! Urgh. Wer möchte sich um diese Uhrzeit schon einen Burger, Pizza oder Sub reinstopfen? – Ich nicht. Black Days for the world!

Third Period war eine meiner All-time-favorites. Basic Film Photography bei dem tollsten Lehrer der Schule und noch dazu mit meiner besten Freundin. Wir unternahmen Ausflüge, machten Fotos, entwickelten Filme und verbrachten massig Zeit in der Dunkelkammer. Noch jetzt hab ich den süßlich-sauren Geruch der verschiedenen Becken in meiner Nase. Nach viel zu kurzen 89 Minuten Photography fuhren wir in der einstündigen Mittagspause zu Starbucks. Am Ende des Jahres verschaffte mir dieser Coffee-Shop ein paar Tardy-Einträge. (Tardy-Einträge bekam man fürs Zuspätkommen) Doch das war kein Problem, denn jedes Tardy machte ich mit ein bisschen deutscher Schokolade bei meinem Entrepreneuership Marketing Lehrer gut. Diesen Kurs werde ich wahrscheinlich niemals vergessen, da eine Extra-Credit Aufgabe in meinem Final lautete: „Wie heißt dieser Kurs?“ Eine andere war: „Wer bin ich?“ An den spanischen Namen des Lehrers erinnerte ich mich leider nicht, da ich ihn seit je her nur „Mr. E“ nannte, aber mit dem Namen des Kurses konnte ich dienen. Mit dem Unterrichtsschluss um 13:26 Uhr möchte auch ich zum Ende kommen.

Zum Abschluss jedoch noch ein kleines Fazit: High School erscheint auf den ersten Blick ziemlich cool, wegen der großen Gebäude, der vielen verschiedenen ‚Flügel‘, der Ausstattung und der unüberschaubaren Kursangebote, bei denen man sich vollständig entfalten kann. Doch am Ende sind es die Menschen, die Mitschüler, von denen man am Ende am meisten profitiert. Lernt so viele wie Leute möglich kennen! Lasst euch nicht von Vorurteilen leiten. Das Schlimmste was passieren kann, ist, dass ihr mit jemandem nicht so gut klarkommt, aber das war‘s auch schon! Im besten Fall habt ihr am Ende viele gute Freunde, die euch den Schulalltag ungemein erleichtern. Die Fächer und die Schule werden zur Normalität, aber die Leute ändern sich ständig!

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