High School Jahr Costa Rica - Erfahrungsbericht von Leandra

Vor nicht allzu langer Zeit ist Leandra von ihrem High School Jahr Costa Rica zurückgekehrt und hat einen Bericht geschrieben, den wir euch nicht vorenthalten möchten:

 Wenn sich das Austauschjahr dem Ende neigt kommen oft und von allen Seiten Fragen, wie: "Na, freust du dich schon wieder auf Deutschland?" Die Antwort darauf ist gar nicht so leicht. Natürlich freue ich mich! Aber da ist auch eine große Traurigkeit, weil ich Abschied nehmen muss. Es fällt mir nicht leicht ein Leben hinter mir zu lassen, das ich mir gerade erst und fast ganz allein aufgebaut habe.

Ja, es ist ein ganzes Leben vom „Kleinkindalter“, in dem man die Sprache erst noch lernen musste, bis zum „Teenageralter“, in dem man zur Schule ging und Freunde fand und sogar noch etwas weiter bis zu dem Alter, wo man reift, wirklich erwachsen wird und unheimlich viel über sich selbst erfährt. Von all dem und von den Menschen, die einem zur Seite standen, muss man sich dann auf einmal wieder trennen und was bleibt, sind Erfahrung, Erinnerungen und Freunde fürs Leben.

Leandra während ihres High School-Jahres in Costa Rica

Wenn ich nun auf mein Auslandsjahr zurückschaue, muss ich sagen, dass es die bisher beste Entscheidung meines Lebens war! Obwohl es natürlich Phasen gab, in denen ich am liebsten alles hingeschmissen hätte und zurück nach Hause geflogen wäre. Aber für solche Fälle hatte ich immer das Glück, großartige Freunde zu haben, die mir halfen oder mich für einen Moment meine Sorgen vergessen ließen. Die schwierigste Zeit waren die ersten zwei bis drei Monate, weil ich da noch keine wirklichen Freunde hatte und die Sprache noch nicht sprechen konnte. Manchmal fühlte ich mich dann nicht verstanden oder ausgegrenzt, aber das ging vorüber. Danach wurde ich entspannter bis zu den letzten Wochen, in denen das schwerste allerdings das Abschiedsgefühl war.

Jetzt, nach knapp zwei Wochen wieder in Deutschland fühle ich mich wieder und immer noch wie in einem Traum. Auch hier sind es gemischte Gefühle. Mal bin ich glücklich über warmes Wasser beim Duschen und mal vermisse ich das schlichte Leben, in dem ich alles hatte, was ich wirklich brauchte und es eben deswegen zu schätzen wusste und immer noch weiß.

Das Jahr in Costa Rica war ein Jahr ohne Schulstress und Probleme, quasi ein Jahr Pause vom deutschen Alltag. Man lernt in diesem Jahr, sich selbst mehr zuzutrauen – sowohl in Prüfungen als auch in solch einfachen Dingen wie das Ansprechen fremder Leute, wenn man nach dem Weg fragen oder um einen Gefallen bitten muss. Ich habe auch gelernt, einen schönen Moment vollkommen und wunschlos zu genießen.

Für die letzten drei Wochen meines Austauschjahres kam mich meine Familie besuchen – meine Mama mit ihrem Freund, meine Oma und mein Opa. Als ich meiner Mama am Flughafen in die Arme fiel, löste sich meine ganze Sehnsucht des Jahres mit einem heftigen Schluchzen auf.

Meine Gastfamilie lud uns alle am nächsten Tag zum Abendessen bei meiner Gastoma ein. Das war für mich unheimlich anstrengend, weil ich immer für alle übersetzen musste, aber es war auch total lustig und interessant. Plötzlich treten kulturelle Unterschiede zu Tage, die ich zwar schon kennengelernt hatte, über die ich aber nicht weiter nachgedacht habe. Wenn z. B. jemand einen Scherz über sich selbst macht, ist das für „Ticos“ äußerst peinlich, denn wenn sie ebenfalls darüber lachen, würde das heißen, dass sie sich über den Scherzkeks lustig machen und das erscheint ihnen schrecklich unhöflich.

Leandra mit ihrer Gastfamilie

Ich bin dann für ein paar Tage mit meiner Familie durch Costa Rica gefahren und anschließend ist meine Familie ohne mich weitergefahren, während ich mich derweil auf das Ende meines Austauschjahres bei meiner Gastfamilie und meinen Abschied vorbereitet habe. Dieser Abschied fiel mir ausgesprochen schwer.

Auch nach zwei Wochen wieder in Deutschland hoffe ich manchmal, wenn ich morgens aufwache und die Augen aufmache, wieder dort zu sein. Ich vermisse es, Spanisch zu reden oder mir Scherze über meinen Akzent anhören zu müssen.

Daheim ist mir jetzt aufgefallen, dass selbst eine relativ große Stadt wie Leipzig im Vergleich zu Guápiles sehr leise ist. Die Menschen sitzen schweigend im Bus oder laufen stumm durch die Straßen. Manchmal hört man zwei oder drei Personen sich leise unterhalten und das strahlt immer eine gewisse Ruhe und Ordnung aus. Auch in einem Kaffee oder einem Restaurant ist nur ein Murmeln zu vernehmen. In Costa Rica dagegen reden die Menschen überall immer sehr laut miteinander. Wenn man dort durch die Straßen läuft, hört man Obsthändler schreien, Kinder toben, Hunde bellen, Jugendliche, die Musik machen oder skaten und schimpfende Autofahrer. Das erweckt den Eindruck von Chaos und Unordnung. Selbst im Lehrerzimmer meiner Schule herrschte ein Lautstärkepegel, den die meisten deutschen Lehrer wohl keine zehn Minuten ertragen würden. All diese Dinge bemerkt man erst, wenn man sich Neuem und Anderem geöffnet und es kennengelernt hat.

Wenn ich so auf das vergangene Jahr zurück schaue, dann hatte ich selbstverständlich Tiefen, aber die Höhen überwiegen um ein Vielfaches. Ich war so glücklich und sorglos, dass es mir schwer fällt, mich wieder auf meinen deutschen Alltag einzulassen. Aber aus den unzähligen schönen Erinnerungen und Erfahrungen kann ich die nötige Kraft schöpfen.

Eure Lea

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