Vive la France! Annika's Austauschjahr in Frankreich

Über 4 Jahre ist es jetzt schon her, dass mein Austauschjahr in Frankreich begonnen hatte. Fünf Monate in Rennes in der Bretagne standen mir bevor. Fünf Monate, in denen ich nicht nur das Land, die Kultur und die Sprache besser kennengelernt habe, sondern unglaublich viel Spaß hatte und Freunde gefunden habe, zu denen ich heute immer noch viel Kontakt habe!

In der 10. Klasse spielte bei uns das Thema „Auslandsaufenthalt“ eine große Rolle. Will ich weggehen? Wenn ja, wohin? Muss ich dann ein Jahr wiederholen oder schaffe ich es, den Stoff nachzuholen? Halte ich es überhaupt aus, so lange von zuhause weg zu sein? Alles so Fragen, die einem durch den Kopf schießen und die wohl viele daran gehindert haben, wirklich wegzugehen. Für mich stand aber sofort fest, dass ich weg will und glücklicherweise waren meine Eltern auch bereit, mich dabei finanziell zu unterstützen. Denn natürlich hat das ganze schon seinen stolzen Preis, aber was dabei herauskommt, sind Erfahrungen, die einem keiner mehr nehmen kann.

Für die meisten war die USA das Traumland schlechthin, aber ich wollte unbedingt eine sprachliche Herausforderung. Englisch sprechen konnte man ja einigermaßen, aber in Französisch hätte ich keinen Satz sagen können, ohne ihn vorher ganz genau in meinem Kopf zu formulieren – was jetzt zum Glück ganz anders aussieht! Daher hieß es für mich: Vive la France!

Die nächste Entscheidung war : Wie lange gehe ich in Ausland?

Ich hab mich für fünf Monate entschieden, da ich es so für einfacher hielt, den Unterrichtsstoff nachzuholen, den ich in Deutschland verpassen würde. Am Ende hätte ich gerne noch mehr Zeit in Frankreich gehabt, um die Sprache noch besser sprechen zu können, noch mehr Zeit mit meinen Freunden, und vor allem den Sommer in Frankreich verbringen zu können! Andererseits habe ich mich natürlich auch gefreut, meine Familie und Freunde in Deutschland endlich wieder zu sehen.

Wenn ich an die Zeit zurückdenke, fallen mir sooo viele Sachen ein.

Meine ersten beiden Abende in meiner Gastfamilie, an denen wir immer Besuch hatten, ich kein Wort verstanden habe und dachte, es wäre normal, jeden Abend Stunden lang zu essen. Das leckere (und viele) Essen, mittags warm in der Kantine der Schule, abends nochmal bei der Gastfamilie. Vorspeise, Hauptspeise, Käse, Dessert - jedes Mal. Nebenbei dann noch Baguette und beurre salé, die typisch salzige Butter. Lecker!

Annikas Ausflug nach Paris

Mein erster Schultag, an dem ich kein Gebäude gefunden habe, überfordert war mit der Masse an Schülern und völlig perplex, dass circa die Hälfte der gesamten Schüler sich in jeder Pause zum Rauchen trifft. Dann das Wochenende mit meiner Gastschwester in Paris. Die unzähligen Wochenenden in Rennes, an denen wir uns einfach mit einer Flasche Sekt auf die Rue de la Soif gestellt und dabei viele lustige Leute kennengelernt haben. Die Ausflüge mit meiner Gastfamile, quer durch die Bretagne, mit unserem verrückten Hund „Easy“. Der Unterricht, der natürlich gerade wegen der Sprache auch viel Zeit in Anspruch genommen hat. Und meine Handball-Mannschaft, in der die meisten gerade erst angefangen hatten zu spielen, ich aber durch meine eher mittelmäßigen Vorkenntnisse aus Deutschland eine der besten Spielerinnen war. :)

Klar gab es auch schwierige Momente.

Anfangs kannte ich noch nicht so viele Leute und es war mir ziemlich unangenehm, wenn mein Bus morgens schon früher am Lycée ankam und ich dann irgendwie alleine rumstand. Oder Zeiten, in denen man einfach seine Familie und Freunde vermisst. Aber das sind alles so Momente, die auch wieder vorübergehen und die einem helfen, offener zu sein und vielleicht mehr auf die Leute zuzugehen!

Alles in allem kann ich sagen, dass ich eine supernette Gastfamilie hatte und immer super von Kaplan Aspect unterstützt wurde. Ich bin auf jeden Fall selbständiger geworden (auch wenn ich trotzdem noch ziemlich von meiner Gastmama bemuttert wurde :) ).

Freunde aus aller Welt!

Ich könnte noch so viel darüber schreiben, wie wertvoll diese Zeit war. Ich freu mich auf jeden Fall, dass ich immer noch so viel Kontakt zu meinen Freunden dort habe. Gerade diesen Sommer haben mich wieder zwei Freundinnen aus Rennes besucht. Eine Freundin aus Deutschland, die damals auch mit Kaplan an der gleichen Schule war und mit der ich an den Wochenenden in der Rue de la Soif oder anderswo die verrücktesten Erlebnisse hatte, ist zu mir in den Norden gezogen und studiert jetzt mit mir in der gleichen Stadt.

Freunde aus aller Welt

Und vor zwei Monaten bin ich in die USA geflogen, weil meine amerikanische Gastschwester, die damals ihr Auslandssemester in Frankreich gemacht hat und in der gleichen Familie untergebracht war wie ich, geheiratet hat. Damals in Frankreich haben wir uns versprochen, dass wir da sein werden, wenn eine von uns eines Tages heiratet. Bei mir dauert das wohl noch ein bisschen, aber es war unglaublich, bei ihr dabei zu sein und unglaublich, dass wir es wirklich geschafft haben zu halten, was wir uns in Frankreich versprochen haben.

Und wenn DU jetzt noch unsicher bist, ob du ins Ausland gehen sollst, dann kann ich nur sagen: Gib dir nen Ruck und mach es einfach! Schon in der Schulzeit so eine super Möglichkeit zu haben, ist eine einmalige Chance, die du wirklich nutzen solltest!

La vie est comme on la fait – das Leben ist, was man draus macht. Also auf nach Frankreich: Vive la France! Oder meinetwegen auch woandershin, die Erfahrungen kann dir keiner mehr nehmen.

Wenn du noch Fragen hast, schreib mir gern oder hinterlasse einen Kommentar!

Liebe Grüße,

Annika

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